Die Tage sind lang –

wenn man einsam ist.

Und einsam bin ich. So erklärt sich, warum mir mein Leben, in seiner lächerlichen, nutzlosen, mir unerklärlich schweren Weise so unerträglich lang erscheint. Tag für Tag. Seit Wochen, seit Monaten und Jahren. Ein fremder Hohn, langsamer alt zu werden, und schrecklich allein alt zu werden. So kommt es scheinbar, wie immerzu befürchtet, dass sich eine der großen Ängste meines Lebens in widerlicher, schleichender Wahrhaftigkeit erfüllt. 

Was hat ein Mensch wohl geleistet, solch eine Einsamkeit auferlegt zu bekommen. Was sagt man um es ihm zu erklären. 

Das hast du dir wahrlich verdient. Keinem sollte eine größere Ehre zu teil werden als dir. Denn du bist der Mensch, der Einzige, der seines Unterganges Schmied sein soll. Du hast es verdient, weil du der bist, der du nun mal sein willst; weil du der bist, zu dem wir dich machen; weil du der bist, der das erträgt. Für uns. Damit wir es nicht ertragen müssen. Weil du der bist, der nie ein Wort der Widerrede erklingen lässt; weil du der bist, der alles Leid im Stillen erträgt und seine schweren Tränen des Leidens nicht nach außen schleppt; weil du alles hinnimmst, ohne Kampf, was wir dir zusprechen und auferlegen. Weil du nun mal du bist.

Weil ich ich bin. Weil ich ich bin, ziehe ich mich still und bedingungslos zurück. Lege Waffen nieder, die ich nie zur Hand nahm, unterzeichne Kapitulationen, die ich nie gewollt habe, akzeptiere Niederlagen, die ich nie verstehen werde.  Angeschoßen, zerrissen, verletzt ohne zu bluten, verstecke ich mich im Schatten meiner Selbstzweifel und ertrage die auferlegte Ruhe. Und ja, alles ist ruhig um mich. Verdammt ruhig, weil ich der bin der ich nun mal bin. Weil ich hinnehme der zu sein zu dem man mich macht. Der, der schweigt und einsam leidet. Weil ich der bin, der die Schuld auf sich lädt, alles annimmt, was man ihm zuspricht um sich selbst davon freizusprechen. 

Keine Kraft, keine Zeit, keinen Willen. Denn wer will das schon. Die Last ist weg, die Schuld übertragen. Augen geradeaus, vorwärts Marsch. Aus den Augen aus dem Sinn, gleich nach Augen zu und durch. Bei mir sind die Augen auf, auch nachts. Weil die großen Fragen durch den Schatten schleichen. Diese schweren Warums und Wiesos, die vielen Womits. Die Augen sind auf, aber es ist ruhig um mich herum. Es ist und wird immer sein. Keine Kraft für Veränderung, keine Zeit zu klagen, keinen Willen zu essen. Und so bleibt ein Ausblick, ein kleiner. Briefe schreiben, Notizen erstellen, klären was zu klären ist. Und immer nur ein Ausblick, einer nur. Weil alles andere in einer Zukunft nicht weiter vorstellbar ist. Über Regeln hinweg, über Verstand und Vernunft. 

Ich scheine nun mal der zu sein, der ich bin, zu dem ich mich selbst gemacht habe. Allein und ungewollt. 

Warum das Leben…

… schwer ist und manchmal noch mehr!

Eine Frage, wie ein ungewolltes Kind in die Welt gesetzt. Geboren aus einer ekelhaften Vereinigung von Gedanken und in Frage gestellten Interpretationen. Ein Bastard, ein Krüppel. Aber, eine Frage. Eine, die mir in den letzten Monaten fortlaufend durchs Hirn schießt. Voller Wucht, ohne Vorwarnung wühlt sie sich aus meinem Magen hoch in meinen Kopf. Auf ihrem Weg schnürt sie mir noch kurz aber intensiv die Luft ab und hinterlässt ein paar Stiche im Herzen. Typische Kollateralschäden. Wenn schon, denn schon. Die Antwort – wenn nicht ich sie geben muss – eine leichte. „Das Leben ist nicht schwer, stell dich nicht so an, du spinnst doch, übertreib mal nicht, anderen geht es schlimmer, jeder ist seines Glückes eigener Schmied.“ Danke. In meinem Kopf tönen Dauerschleifen des Anzweifelns, des Interpretierens und Falschverstehens. Eine ständige Wiederholung der gleichen Gedanken, ohne Aussicht auf Entkommen. Und so vergeht Jahr um Jahr und es wird mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war… blablabla.

Also… warum ist es denn nun so schwer? Einbildung oder die grandiose Macht der Erfahrung? Okay, sind wir mal ehrlich: Es ist nicht durchgehend schwer, auch nicht jeden Tag den ganzen Tag und erst recht nicht im Schlaf. Sollte man meinen. Zähneputzen ist easy, Müll wegbringen ebenso und generell am Leben bleiben sollte auch machbar sein – dann, wenn man nichts vermisst oder einfach abgrundtief dämlich ist. Glaube ich. Aber diese ganzen Leerräume zwischendrin, die Wimpernschläge in der Zeit, der Moment, in dem man tief Luft holt, die Stunden, in denen man versucht in den Schlaf zu finden. Diese ganzen googolplex vielen Momente zum Kopfzerbrechen, zum Nachdenken, genau da wird das Leben schwer. Sobald ein Gedanke ins Wanken gerät und eine Kette von Interpretationen mit sich reißt. Just in dieser 100stel Sekunde fängt mein Kopf an zu arbeiten. Durchdenkt Erlebnisse und analysiert jede Silbe. Hinterfragt Worte, zerpflückt Synonyme und reißt das bisschen vorhandene Vertrauen in winzig kleine Fetzen. Bye bye. Du weißt doch, dass man dich kaum vermisst, schon nach Tagen vergisst. Also gib doch endlich auf. Sei dämlich oder hör schlichtweg auf etwas zu vermissen. Das wäre ja einfach, aber fragt mich einer warum ich so bin, bleib ich stumm, denn die Antwort darauf fällt mir schwer… und es ist mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war…

Ehrlichkeit schürt Ängste.

Ehrlichkeit, eine große Tugend, die mehr oder weniger selbstverständlich ist aber dann doch auch irgendwie im gegenseitigen Einvernehmen nicht. Oder? Wie oft antwortet man denn auf die Frage „Wie geht es dir?“ wahrheitsgetreu? Wie oft werden viele Worte nicht gesagt, viele Fragen nicht gefragt aus Angst vor Offenbarung oder aus Rücksicht. Wer möchte denn hören – immer wieder – dass es dir nicht gut geht und dieses Nicht-Gut-Gehen sich auch nicht nach einer erholsamen Nacht mühelos auflöst. Es ist einfach da, steckt dir in den Knochen, geht dir unter die Haut und eigentlich musst du nur funktionieren. Ja und Amen sagen, alles ist super, danke… mir auch. Unehrlichkeit im gegenseitigen Einvernehmen. Ein Gesetzt oder eher eine Richtlinie. Im Grunde willst du ehrlich sein, es einfach raushauen, weil Reden Gold und Schweigen Altmetall ist – in deinem Kopf – aber der Gedanke daran schnürt dir die Luft ab, alles zieht sich zusammen. Was denken die Leute, wenn du abgrundtief ehrlich bist. „Geh zum Arzt und lass mir meine gute Laune.“ Ein Wink, ein Schlag, Einschlag. Du musst funktionieren. Also doch der Weg des geringsten Widerstandes. Ein einfaches gut, da musst du auch nichts erklären. Es interessiert auch niemanden weshalb es dir gut geht. Easy going. Keine Nachfragen und dein Gesprächspartner fühlt sich auch wohl. WinWin. Glück gehabt. Die Sonne scheint. Nur in dir tiefschwarze Nacht, es rumort, es stürmt und Welten gehen unter. Undenkbar, könnte jemand durch deine Augen sehen; von außen nach innen!

Okay, es könnte eine Lüge sein… es ist eine Lüge. Aber doch auch eine ohne Konsequenzen, eine, die nur dir weh tut und die restliche Welt unbekümmert lässt. Ist es dann noch eine Lüge? Unehrlichkeit selbstredend nicht auf ganzer Strecke. Ein paar Werte hast du dann doch noch. Nur anecken willst du nicht. Die Nacht nicht nach außen kehren und Menschen nicht in dein Herz lassen. Da war doch was. Ehrlichkeit, Liebe, Enttäuschung, Schmerz, tiefschwarze Nacht. Reminder. Menschen nicht in dein Herz lassen. Ehrlichkeit schnürt am Engsten. Ehrlichkeit schürt Ängste. Was ist wenn und warum und… und dann?

Wann sind wir ehrlich und kann unser Gegenüber damit umgehen? Können und vor allem wollen sie damit umgehen? Natürlich sagt dir ein jeder, dass er eine ehrliche Antwort will, aber wie sicher kannst du dir sein, dass auch das eine ehrliche Aussage ist oder nur auf allgemeinen Benimmregeln begründet liegt. How are you? Nobody knows.

Hey, da kommen deine alten Geister, die, die du immer wieder rufst. Interpretieren, zwischen den Zeilen lesen und unsägliches Nicht-Vertrauen. Die kleinen sind mittlerweile über 5 Jahre alt und entwickeln sich prächtig. Zum Kotzen. Annehmen oder Bezwingen. Nur wie? Ehrlichkeit zulassen und überrascht werden? Schon bei dem Gedanken spürst du den Druck in deiner Brust. Hallo Sympathikus, da bist du wieder. Komm rein, mach es dir bequem, während ich flüchte oder Ausflüchte suche, sie finde und mitteile. Wie viel du kannst du sein, ohne jemanden zu verscheuchen? Wie ehrlich darfst du und wie ehrlich kannst du sein? Ohne Frage, Übung macht den Meister und vielleicht, aber nur vielleicht zeigt dir jemand, dass Ehrlichkeit im vollen Umfang einfach okay sein kann. Du musst dich nicht jedem offenbaren, nur dann, wenn es sich richtig anfühlt. Aber dann lass es auch zu.

Ehrlichkeit schürt Ängste. Do what you can`t.

Ein Sprung.

Fuck it. Zunehmend habe ich Angst, dass ich verloren gehe, auf der Strecke bleibe oder schlichtweg in die falschen Richtungen renne. Mit Vollgas rückwärts meinem Leben hinterher. Einfach weg. Ich hab Angst mich mir zu stellen. Mir ins Netz zu gehen und einfach mal was zu wagen. Raus aus der Sicherheit, weg von bekannten Lebensweisen und das himmelhoch jauchzend statt zu tode betrübt. Juhu rufen. Leben, du feines… was hast du heute für mich? Nein, ich prokrastiniere. Ich schiebe auf in Perfektion. In höchster Vollendung. Demotiviert, aus Angst. Try and fail and try again… der größte Horror. Spuckstunde in meinem Kopf. Und warum? Zu viele Rückschläge, Faustschläge, Blitzeinschläge in meinem Lebensverlauf. Von hell nach dunkel nach mittelhell nach tiefschwarz nach ungewiss. Ich will doch auch nur mal ankommen. Wenn du aber nicht weiter weißt, mach einen Verlauf. Okay. Und so verlaufen also meine Tage, Pläne verschwimmen und die Angst steigt.

Ich hasse Wege mit unsäglich vielen Gabelungen. Keiner sagt, welchen ich gehen soll. Ich bin allein. Zumindest gefühlt. Und dieser verfickte Teufel auf meiner rechten Schulter schreit mir ins Ohr: Du bist groß, du hast zwei Beine auf denen du stehen kannst. Stehen und manchmal auch gehen, rennen ist gewagt, aber machbar. Also steh deinen Mann, steh zu deinen Aufgaben, steh zu dir. Sei selbstbewusst. Renn los. Er rotzt dabei. Widerlich. Und doch, irgendwie hat er ja ein wenig Recht. Nur ist die Vernunft auf der linken Schulter zurück vom Zigaretten holen. Die pafft, bläst mir stinkenden Qualm ins Gesicht und flüstert bizarr und eindringlich: Das geht so nicht. Jegliche Logik zerfetzt, meterhohe Barrieren bauen sich wacklig aufeinander. Ein Sprungturm. Ich obenauf. Mit Anlauf ins Ungewisse. Ein Sprung. Ein einziger nur. Landung ungewiss. Na klar. Weil ich Lebensveränderungsweitsprung liebe. Und dann schlägt man auf. Du hast keine Wahl. Rosarote, butterweiche Wolken mit dreifach extra Käse oder Granit-Stahlbeton gegossen auf Panzerglas, dass auch ja nichts abfedert.

Nimm was du kriegen kannst und gib nichts zurück. Nimm und mach was draus, mach mal was anderes. Kreuz an: ja, nein, vielleicht, nur scheitern. Augen zu, Kopfsprung oder Arschbombe, scheißegal, nur spring endlich. Und eigentlich will ich nicht springen, aber ich will doch, nein, doch, vielleicht… auch nicht. Entscheidungen sind eine Königsdisziplin und für Dorftrottel in deiner Welt nicht verfügbar. Wie ein Trottel komme ich mir oft vor. Entscheidungsunfreundlich ohne gleichen und zu sehr auf Sicherheit bedacht, stehe ich am Scheideweg. Alles dunkel, vielleicht eine Stufe nach oben oder 100 Stockwerke nach unten. Wer weiß das schon. Ungewiss. Ungewiss mag ich nicht. Ich möchte sehen wohin ich falle, springe oder gehe. Blindes Vertrauen habe ich verlernt. Stattdessen zweifle ich lautstark alles an. Nach außen verharre ich. Ziehe mich zurück und erblühe als Baumeister von Distanzen. Und ich warte, auf die eine Hand. Die Hand die mich ins Licht zieht, die mir Halt gibt und vielleicht einen Schlag auf den Hinterkopf um mich damit zur Vernunft zu bringen. Ich nehme Anlauf, seit Wochen und warte auf den Absprung, unwissend, ob ich ihm entgegen laufe oder davon weg. Ein Sprung, ein einziger. Landung ungewiss.

Mondschein(t)

Wer bin ich schon, den Mond anzuzweifeln.
Ihn zu fragen, was sein lauthalser Schein am nächtlichen Himmel in einem berühren soll.

Was macht er schon?
Steht er da oben, um zwei um Welten getrennte Personen im Augenblick zu verbinden?
Oder leuchtet er den Alleingebliebenen, die einsam durchs Zwielicht schleichen? Auf der Suche nach innerer Ruhe oder Gesellschaft oder Erlösung.
Will er tiefe Seufzer herausfordern, nur weil er scheint?
Was macht das schon?
Distanz bleibt Distanz, Einsamkeit löst sich nicht auf und tiefe Seufzer liegen weiterhin wie schwere Steine im Magen.

Aber … ein wenig spendet er doch irgendwie auch Ruhe. Du liegst im Bett, den Blick fixiert auf sein Leuchten und weißt, irgendwer ist da draußen. Irgendwer schaut in diesem Moment nach oben und zweifelt, genau wie du, den Mond an.

Vom Annehmen und Bezwingen

Man muss annehmen was man nicht bezwingen kann.

Also nehmen wir an?

Ich nehme an! Ich nehme an, dass dieser Umstand einfach gegeben ist. Vermutlich oder höchstwahrscheinlich gibt es da kein Ausweichen, kein drum herum, kein Schlupfloch oder gar Ausweg. Was soll’s, dann lasst es eben passieren. Das Leben. Weltuntergänge, Menschen – die kommen und gelegentlich viel schneller wieder verschwinden als einem lieb ist – Zufälle, schöne Momente und in bestimmten Lebenszyklen auch einfach beschissene Tage. Momente, die man mit „Schnellvorlauf“ hinter sich bringen möchte. Aber fuck you, Schnellvorlauf gibt es nur im Film und in Gedanken. Also musst du den ganzen Mist über dich ergehen lassen. Nimm es an, wenn du es nicht bezwingen kannst. Und mit bezwingen meine ich, einfach Herr der Lage sein, Gefühle unter Kontrolle behalten, Gedanken nicht zulassen, Worte nicht sprechen, Taten ungeschehen lassen, Menschen nicht in dein Herz schließen, Menschen nicht in dein Herz schließen, Menschen nicht in dein Herz schließen,
Menschen
nicht …
in dein …
Herz …

RUHE! Nimm es einfach an.

Habt ihr mal versucht das Leben zu bezwingen? Seid ihr Helden? Soldaten?
Es gibt da draußen so viel mit dem man fertig werden muss. Schule, Studium, Arbeit, Freunde, Partner (haha), Wetter, Kalorien, Verletzungen (MnidHs) und der ganze Scheiß eben. Wie soll man das alles erhobenen Hauptes bestehen? Wie? Ohne an sich zu zweifeln. Denn mal ganz ehrlich, das Rätsel Leben löst man nie wirklich perfekt. Und läuft es mal scheiße, dann schießt es sich ein. Dann strampelt man ganz schön arg, um den Hals wieder aus der Schlinge zu ziehen. Und hast du ihn befreit, dann scheint die Sonne, immer und überall. Selbst nachts. Sie scheint, während du neben ihm liegst, sie scheint dir mitten ins Gesicht, du kannst nicht schlafen, aber es geht dir gut. Weil sein Atmen dich beruhigt. Da gibt es nichts zu bezwingen. Da musst du nur glauben, nicht zweifeln. Du musst jede Geste als gutes Zeichen sehen. Oder besser, du siehst gar nichts. Nicht sehen heißt, nicht falsch interpretieren, kein Stoff zum Sinnieren, kein Hinkelstein, der Gedanken anstößt. Und auch da: Nimm es einfach an.

Nimm an, was du bezwungen hast.

Manchmal habe ich Angst, dass ich mein Herz nicht wieder finde, also das, was ich da mal verschenkt habe. Verschenkt oder verloren. Sollte es zu mir zurückkommen, lege ich es in Ketten, in schwere, aus Stahl geschmiedete Ketten, ich packe es in Kisten, die wiederum in dunkle Räume, auf dass die Sonne mir nachts nicht mehr ins Gesicht schreit! Vermutlich nicht. Aber rein gedanklich wäre es wohl besser. Wenn ich eins weiß, dann: alles was du findest, wird eines Tages wieder verschwinden. Und hat es mindestens zwei Beine, dann rennt es auch. Natürlich schneller als du.

(Reminder: Menschen nicht in dein Herz schließen)

Ich nehme schweren Herzens an, dass ich nicht alles bezwingen kann. Gedanken kreisen weiterhin und der Wunsch nicht allein alt zu werden wird zum Zerbersten groß. Und irgendwann platzt alles heraus und ich wünsche keinem dann in meiner Nähe zu sein. Nicht mal ich möchte dabei sein. Ich nehme aber an, das lässt sich nicht vermeiden.

ODER?

Nehmt an oder bezwingt.

Es war einmal

und noch mal und noch mal und noch mal… hoch zehn! Es war einmal und wird immer wieder sein.
Diese Ecken und Kanten, an denen sich andere immer wieder anstoßen, die müssen doch zu entfernen sein. Oder? Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber bei anderen Ecken und anderen Kanten lasse ich einfach Vorsicht walten. Ich gebe mir Mühe nicht anzustoßen. Ja… ich verbiege mich sogar, damit kein Unheil passiert. Natürlich ist verbiegen nicht gut, das denke ich mir in Momenten, in denen ich gerade durchs Leben laufe auch. Aber just in diesen Momenten, in denen es einfach notwendig ist – aus meiner Sicht – da fehlt die Erkenntnis schlichtweg. Da ist auch nicht an rationales Denken „zu denken“. Nein, da wird einfach instinktiv gehandelt. Wie atmen. Warum ich so naiv bin? Ich nehme an, weil der kleine Teufel auf der rechten Schulter schon sein einigen Jahren „mal eben Zigaretten holen“ ist. Ich glaube an das Gute im Menschen, glaubt denn jeder an das Gute in mir? Ha ja… ich sag ja nur: „Es war einmal und wird immer wieder sein.“

Das Leben ist eine Geschichte

Also mindestens eine. Meist jedoch mehr, viel mehr, viel, viel mehr.

Geschichten, die, wie jeder weiß, das Leben schreibt. Manchmal, glaube ich, sind es Krimis, Thriller oder unsäglich traurige Liebesromane. Die Standard Belletristik ist mir jedoch am Liebsten. Da sind die Chancen auf ein Happy End am größten, es baut sich Spannung auf, aber man muss sich nicht fürchten und Angst vor einem Stich ins Herz muss man auch nicht wirklich haben. Gleich auf der ersten Seite steht dann immer das leidige Vorwort: „Es gibt keine Wunschkonzerte. Also nimm hin, was dir dein Leben schreibt, akzeptiere es, kämpf dich durch, werd damit fertig!“ Bäääm.
Es gibt Geschichten, bei denen behaupte ich, übertrifft sich mein Leben selbst. Es überschlägt sich regelrecht und mischt alle Genre wahllos zusammen, so, als sei es total betrunken. Ein betrunkenes Leben, das zum Scherzen aufgelegt ist, fließend Sarkasmus zu Papier bringt und meinen Verstand auf eine ungewollte Reise schickt. Ohne ein Ziel natürlich. Sonst wäre es ja nur halb so lustig. Sie sind so hart, dass man das Buch einfach weglegen möchte, zurück ins Regal stellen. Und hofft darauf, dass es mit den Jahren reifer wird, sich verbessert oder man selbst mit der Zeit Stärke beweist und damit fertig wird; schlichtweg laut und kräftig „fick dich Leben“ ruft oder zumindest denkt.
Geschichten, die das Leben schreibt oder dir leise ins Ohr flüstert, dir, in Träumen verpackt, die verrücktesten oder beschissensten Realitäten diktiert. Und dann liegst du im Bett, schläfst seit Monaten nur mit Musik ein, weil du es gar nicht zulassen willst, dass diese Storys Nacht für Nacht deine Ruhe stören. Du hörst angestrengt jedem Ton zu, damit du nicht auf diese anderen Gedanken kommst. Doch irgendwann trittst du weg, das Buch schlägt sich auf und die Geschichte von letzter Nacht geht weiter, die Geschichte, die du längst durchlebt hast wiederholt sich. Wieder und wieder. So bizarr
wie Urlaubsbilder der unbeliebten Verwandtschaft, die man sich gezwungenermaßen antun muss.
Und mit den Jahren könnte man eine Bibliothek eröffnen oder ein Antiquariat. Eher letzteres, weil nicht zu erwarten ist, dass die eigenen Geschichten, Kassenschlager werden. Meine zumindest nicht, die bleiben Ladenhüter.

Ja, Geschichten die das Leben schreibt… ich stelle mir vor, wie es an seinem Tisch sitzt, schmunzelnd und händereibend das nächste Unglück mit seinem Füllfederhalter aufs Papier bringt.
Ich bin ein Glückspilz am Gegenteil-Tag. Gute Nacht.

Zukünftig nichts sagend…

Definitiv ist Schweigen ein extrem krasses Edelmetall.
Das wusste ich früher schon, habe es nur gelegentlich mal aus den Augen verloren. Zum Glück gibt es immer wieder Begebenheiten, Gespräche oder Situationen, die einen, praktisch mit der Holzhammer-Methode, zurück auf den harten Boden nackten Tatsachen holen. Ob ich dafür groß danke rufen möchte, kann ich nicht sicher sagen. Ich glaube nicht.

Letztlich ist es aber immer so, bzw. sollte es immer so sein, dass man aus begangenen Fehlern lernt. Theoretisch. So lernt man vielleicht damit umzugehen oder erinnert sich an „alte“ Prinzipien, die für Ruhe gesorgt haben, indirekt. Was Erfahrung jedoch nicht wet macht, schafft auch Erkenntnis nicht. Zum Beispiel den Aufprall auf eben jenen stahlharten Boden der Tatsachen zu ignorieren.

Da kreist man irgendwo zwischen Wolken und Himmel und plötzlich geht es im freien Fall, gefühlt mit Überlichtgeschwindigkeit geradewegs nach unten. Ohne Fallschirm, versteht sich. Und dann Bäääm. Aufprall. Schmerz. Unwohlsein. Bis man realisiert hat was passiert ist, ist der Grund schon fast verschwunden. Man rafft sich auf und grübelt angestrengt woran es wohl gelegen haben mag. Bis es einem dann wieder einfällt. Natürlich, nicht Reden sondern Schweigen war diese Tugend die in unvorstellbarem Wert aufgewogen wird. Dann wird der Absturz aus luftiger Höhe wohl darin begründet sein. Zu viel von sich preisgegeben. Zu viel erzählt. Zu viel Müll abgeladen. Müll? Moment mal! Unter Müll verstehe ich nicht mehr benötigte Überreste. Wie kann es sein, dass Dinge die mich beschäftigen, unnützer Abfall sein sollen? Nein, da läuft doch was falsch! Gedanken, Sorgen, ja vielleicht auch Ängste sind doch absolut kein Müll?! Nicht mal seelischer, oder? Scheinbar sieht das nicht jeder so. Manch einer fühlt sich wohl doch als seelische Müllhalde. Gedanklich ist dieser Begriff unvorstellbar, ausgesprochen dann eher spitz wie ein Messer. Bereit schmerzlichst alte Erinnerungen heraus zu kitzeln.

Mit diesen Erinnerungen im Kopf, blickt man kurz nach oben, verdrückt eine Träne und „geht“ dann eben statt zu schweben. Man steckt die Kopfhörer ein und lauscht angestrengt der eigenen inneren Stimme die eindringlich Schweigen, Schweigen, Schweigen flüstert.

Und trotzdem, seelischer Müll existiert einfach nicht.