Ehrlichkeit schürt Ängste.

Ehrlichkeit, eine große Tugend, die mehr oder weniger selbstverständlich ist aber dann doch auch irgendwie im gegenseitigen Einvernehmen nicht. Oder? Wie oft antwortet man denn auf die Frage „Wie geht es dir?“ wahrheitsgetreu? Wie oft werden viele Worte nicht gesagt, viele Fragen nicht gefragt aus Angst vor Offenbarung oder aus Rücksicht. Wer möchte denn hören – immer wieder – dass es dir nicht gut geht und dieses Nicht-Gut-Gehen sich auch nicht nach einer erholsamen Nacht mühelos auflöst. Es ist einfach da, steckt dir in den Knochen, geht dir unter die Haut und eigentlich musst du nur funktionieren. Ja und Amen sagen, alles ist super, danke… mir auch. Unehrlichkeit im gegenseitigen Einvernehmen. Ein Gesetzt oder eher eine Richtlinie. Im Grunde willst du ehrlich sein, es einfach raushauen, weil Reden Gold und Schweigen Altmetall ist – in deinem Kopf – aber der Gedanke daran schnürt dir die Luft ab, alles zieht sich zusammen. Was denken die Leute, wenn du abgrundtief ehrlich bist. „Geh zum Arzt und lass mir meine gute Laune.“ Ein Wink, ein Schlag, Einschlag. Du musst funktionieren. Also doch der Weg des geringsten Widerstandes. Ein einfaches gut, da musst du auch nichts erklären. Es interessiert auch niemanden weshalb es dir gut geht. Easy going. Keine Nachfragen und dein Gesprächspartner fühlt sich auch wohl. WinWin. Glück gehabt. Die Sonne scheint. Nur in dir tiefschwarze Nacht, es rumort, es stürmt und Welten gehen unter. Undenkbar, könnte jemand durch deine Augen sehen; von außen nach innen!

Okay, es könnte eine Lüge sein… es ist eine Lüge. Aber doch auch eine ohne Konsequenzen, eine, die nur dir weh tut und die restliche Welt unbekümmert lässt. Ist es dann noch eine Lüge? Unehrlichkeit selbstredend nicht auf ganzer Strecke. Ein paar Werte hast du dann doch noch. Nur anecken willst du nicht. Die Nacht nicht nach außen kehren und Menschen nicht in dein Herz lassen. Da war doch was. Ehrlichkeit, Liebe, Enttäuschung, Schmerz, tiefschwarze Nacht. Reminder. Menschen nicht in dein Herz lassen. Ehrlichkeit schnürt am Engsten. Ehrlichkeit schürt Ängste. Was ist wenn und warum und… und dann?

Wann sind wir ehrlich und kann unser Gegenüber damit umgehen? Können und vor allem wollen sie damit umgehen? Natürlich sagt dir ein jeder, dass er eine ehrliche Antwort will, aber wie sicher kannst du dir sein, dass auch das eine ehrliche Aussage ist oder nur auf allgemeinen Benimmregeln begründet liegt. How are you? Nobody knows.

Hey, da kommen deine alten Geister, die, die du immer wieder rufst. Interpretieren, zwischen den Zeilen lesen und unsägliches Nicht-Vertrauen. Die kleinen sind mittlerweile über 5 Jahre alt und entwickeln sich prächtig. Zum Kotzen. Annehmen oder Bezwingen. Nur wie? Ehrlichkeit zulassen und überrascht werden? Schon bei dem Gedanken spürst du den Druck in deiner Brust. Hallo Sympathikus, da bist du wieder. Komm rein, mach es dir bequem, während ich flüchte oder Ausflüchte suche, sie finde und mitteile. Wie viel du kannst du sein, ohne jemanden zu verscheuchen? Wie ehrlich darfst du und wie ehrlich kannst du sein? Ohne Frage, Übung macht den Meister und vielleicht, aber nur vielleicht zeigt dir jemand, dass Ehrlichkeit im vollen Umfang einfach okay sein kann. Du musst dich nicht jedem offenbaren, nur dann, wenn es sich richtig anfühlt. Aber dann lass es auch zu.

Ehrlichkeit schürt Ängste. Do what you can`t.

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